Gastfreundschaft

Benedikt Lahme
Di, 10. Dez 2019

Viele Länder und Völker behaupten ja von sich aus gastfreundlich zu sein. Und wenn man ein bisschen reist stellt man fest: Ja, nette Menschen gibt es viele. Ich hab schon häufig gute Erfahrungen mit Gastfreundschaft gemacht, aber was ich hier angetroffen habe, lässt mein Vergangenes fast verblassen. Wenn ein Wort in Algerien groß geschrieben wird, dann ist das GASTFREUNDSCHAFT.

An dieser Stelle könnte ich jetzt zahllose Beispiele auflisten. Hinter jeder Ecke lauert im Prinzip ein bisschen Gastfreundschaft. Da wird man abgeholt, da wird gekocht, gemacht und getan. Alles für den doofen Gast aus Europa. Bemerkenswert waren die Erlebnisse auf meinen Reisen. Beispielsweise Ghardaia, in der Wüste. Auf meiner Hinfahrt im Bus kam ich ins Gespräch mit einem Mann. Nach kurzem kennenlernen, besorgte er mir ein Hotel, zeigte mir die Wüste, lud mich zu sich nach Hause zum Couscous Essen ein und, und, und. Am Ende sorgte er dafür dass ich auch ja sicher wieder im Bus nach Algier saß. Kaum zu Hause kriegte ich auch gleich einen Anruf, ob ich denn gut angekommen wäre. Auf einer anderen Fahrt, holte mich jemand vom Flughafen ab, obwohl ich ihn nur über eine Ecke kannte und noch nie zuvor gesehen hatte. Man konnte schnell sehen, dass die dort nicht so viel Geld hatten. Trotzdem gab es Essen und Bett für lau. Es wurde sogar extra ein Bekannter angerufen, damit ich in einem schöneren Haus übernachten konnte.  Am nächsten Tag wurde mir die ganze Gegend gezeigt. Eigentlich wollte ich dann mit dem Bus nach Constantine weiter fahren, aber sie bestanden darauf mich dort selbst hinzubringen. Das waren dann mal eben mehr als gute 300 km. Unterwegs wurde mir wieder essen und co spendiert. Selbst Souvenirs, die ich gar nicht haben wollte, gab’s gratis. Ihr denkt sicherlich: Was ein Schmarotzer. Aber ich konnte dem gar nicht entkommen. Mehrmals wollte ich bezahlen, die Leute einladen, mich bedanken. Keine Chance. Sie bestanden darauf. Nach meinem x-ten Anlauf merkte ich, dass sie schon fast beleidigt waren und sich in ihrer Ehre verletzt fühlten. Ich ließ es dann sein. Kurz vor der Verabschiedung konnte ich ihnen wenigstens eine Schokolade unterjubeln. Immerhin war dann auch mein Gewissen etwas beruhigt.

Gastfreundschaft ist hier nicht nur ein daher gesagtes Wort. Vielleicht haben’s die Algerier sogar erfunden.

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